Mittwoch, 27. August 2014

Le Cateau 1914: Der Krieg kommt zu meiner Großmutter


Am 26. August 1914 kam es rund um das nordfranzösische Städtchen Le Cateau zu erbitterten Kämpfen zwischen britischen und deutschen Einheiten. Etwa 25 000 Soldaten fielen, wurden verwundet oder vermisst. Meine Großmutter war damals ein 14-jähriges Mädchen und lebte im kleinen Dorf St. Benin, nur wenige Kilometer von Le Cateau entfernt. Sie erlebte diesen schrecklichen Tag in ihrem Dorf. 

mehr unter: www.1913familienalbum.blogspot.de

Montag, 25. August 2014

Erster Weltkrieg – Medienkrieg Teil V - ‚Neue Medien’



Die rasante technische Entwicklung im 19. Jahrhundert veränderte auch die Kriegsführung. So war der Amerikanischer Bürgerkrieg (1861-1865) ein Konflikt zwischen den industrialisierten Nord- und agrarischen Südstaaten. Die Fronten erstreckten sich über tausende von Meilen und die Befehlsketten waren lang und zeitraubend. Nur durch das ausgedehnte Eisenbahnnetz und den Einsatz des Telegraphen war die Leitung umfassender Operationen möglich. Zwar hatte es schon zu Napoleons Zeiten Methoden zur optischen Nachrichtenübermittlung gegeben, aber erst neue Kommunikationstechnologien revolutionierten im Ersten Weltkrieg die Kriegsführung. Die Epoche des Feldherrnhügels war endgültg Vergangenheit.  

Funk

 

Zwar benutzten alle Armeen im Ersten Weltkrieg immer noch klassische Mittel zur Übermittlung von Nachrichten: Brieftauben, Hunde, Meldegänger oder Leuchtraketen. Der Stellungskrieg änderte dies aber, das Feldtelefon wurde entscheidend: "1917 soll das deutsche Feld-Fernsprechnetz eine Ausdehnung von 920 000 Kilometern besessen haben." (1) Die Sprachübertragung per Funk steckte im Reich noch in den militärischen Kinderschuhen.  
Telefonzentrale, Bundesarchiv, Bild 146-1987-079-03
Zur Aufklärung eingesetzte Flugzeuge, Fesselballons und Luftschiffe wurden mit Kameras, und Morse-Funkanlagen ausgestattet. (2) Sie machten die Kavallerie als klassisches Mittel militärischer Aufklärung überflüssig. Kolonialreiche und auf den Weltmeeren operierende Kriegsschiffe waren nur per Funk zu dirigieren. Rückblickend betonte der Rundfunkpionier Hans Bredow, ein so verstreutes Weltreich wie Wilhelms Kaiserreich sei „auf die Dauer nur durch ein schnelles Nachrichtennetz möglich“ gewesen. (3)

Bereits 1899 gründete die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (AEG) eine eigene Funkabteilung, gefördert durch Aufträge der kaiserlichen Marine. Auf Druck der Militärs beschlossen AEG und Siemens die Gründung der gemeinsamen Telefunken AG. Damit wollte man den technischen Vorsprung anglo-amerikanischer Unternehmen, wie der Marconi Company aufholen. Ihr war es 1902 gelungen, erstmals eine Funkverbindung zwischen den USA und Großbritannien herzustellen. Fünf Jahre später nahm dann Telefunken ihren internationalen Funkbetrieb für die Seeschifffahrt auf. 

„Industrie und Militär waren bereits im Ersten Weltkrieg im Bereich der Funkentwicklung eine enge Verbindung eingegangen“ schreibt Bredow. (4) Nach Kriegsbeginn übernahmen im Sommer 1914 die Militärs die privaten Funkstellen. Bei der Telefunken waren das mehr als 500 in- und ausländische Seefunkstationen sowie etwa 300 Sendeanlagen für die Verbreitung über Land. Die deutschen Kolonien hatten Funkstationen, über die die Kriegsschiffe ihre Befehle aus Berlin erhielten. Deshalb bemühte sich die Entente umgehend, die deutschen Kolonien in Afrika und im Pazifik zu erobern. Neben der Nachrichtenübermittlung per Funk mittels Morsezeichen, hatte man in Deutschland bereits vor dem Krieg Versuche mit Sprachübertragung gemacht. 

Funkwagen, Bundesarchiv, Bild 146-1987-019-27


Die für den Empfang nötigen Radioröhren standen aber erst im zweiten Kriegsjahr zur Verfügung. Auf Seiten der Entente konnten ab 1917 die britischen Bataillone auch per Sprechfunk Befehle erhalten, was ihre Aktionsfähigkeit erhöhte. (5)

Neben militärischen Gründen verfolgte Regierung und Militärs mit dem Funk auch propagandistische Absichten. Sofort nach Kriegsbeginn hatte die britische Marine die deutschen Interkontinental-Kabel nach Amerika gekappt. 


Man konnte nur noch über Radiosender wie Nauen, Eilvese und Norddeich etwa die neutralen USA erreichen. Dies nutzte das Auswärtigen Amt für seinen Pressedienst und auch „Wolff´s Telegraphenbureau“ vesendete per Funk seinen "drahtlosen Kriegsnachrichtendienst“. (6) 

In der „Hauptfunkstelle Königswusterhausen“ bei Berlin experimentierte während des Krieges Hans Bredow mit Radiosendungen. So wurde täglich der Heeresbericht der OHL an die Frontfunkstellen gesendet, es gab 1917 dann versuchweise Musikprogramme und Lesungen. (7) Privatleute konnten die Sendungen nicht hören, es gab noch keine geeigneten Empfangsgeräte auf dem Markt. Um auch die Heimat mit ‚Hörerlebnissen’ vom Krieg zu versorgen, produzierten Plattenfirmen ab August 1914 'Hörspiele', so über die Eroberung der belgischen Stadt Lüttich. (8)  

Wie rasant die Entwicklung der militärischen Funktechnik verlief zeigt das Wachstum des dafür zuständigen Truppenteils: Im August 1914 gehörten etwa 26 000 Soldaten und Offiziere der „Telegraphentruppe“ an. 

Bundesarchiv, Bild 156-1970-009-59
Bei Kriegsende waren mehr als 190 000 Mann bei der „Nachrichtentruppe“. (9) Ihre Aufgabe bestand dabei auch in der Überwachung des feindlichen Funkverkehrs. Darauf basierte etwa der deutsche Sieg Ende August 1914 bei Tannenberg. DIe russichen Funker sendeten mangels ausreichender Ausbildung ihre Funksprüche unverschlüsselt. Überall versuchten Militärs feindliche Telefonleitungen anzuzapfen oder deren Artilleriestellungen über Richtmikrofone zu orten. 





 

 

Fotografie

 

Die Mitte des 19. Jahrhunderts erfundene Fotografie, hatte sich bis 1914 zu einem Massenphänomen entwickelt. Zwar waren bei Kriegsbeginn viele Fotoapparate unförmige große Kästen, die  bis zu 15 Kilo wogen und damit an der Front im Schützengraben kaum eingesetzt werden konnten. Außerdem waren die Belichtungszeiten von mindestens einer Sekunde für die Aufnahme schneller Bewegungen zu lang. Allerdings besaßen damals schon viele Privatleute kleine Fotoapparate, mit dem Kriegsbeginn stiegen die Verkaufszahlen sprunghaft an. (9a) Viele Soldaten nahmen sie 1914 mit an die Front. (10) In den USA gab es seit 1888 die ersten Rollfilm-Kameras von Kodak, in Deutschland hatte die AGFA um die Jahrhundertwende mit der Produktion von Rollfilmen begonnen. (10 a) Viele der kleinen Fotoapparate benutzten aber noch kleine Belichtungsplatten. Dieses teure Hobby konnten sich aber nur Wohlhabende leisten – also hauptsächlich Offiziere. Aus diesem Grund zeigen viele Aufnahmen das Leben in der Etappe. So sieht man auf einigen Fotos im französischen Hinterland den Meldegänger Adolf Hitler gemeinsam mit Kameraden. (11) Auch gelangen historisch wertvolle Aufnahmen, wie etwa Weihnachten 1914 von der britisch-deutschen Verbrüderung im Niemandsland zwischen den Schützengräben. Einige dieser Fotos erschienen später sogar in britischen Zeitungen, auch deutsche Blätter berichteten darüber - bis die Zensur einschritt. (12) Im Jahr 1915 machte ein im osmanischen Reich eingesetzter deutscher Sanitätssoldat Aufnahmen von den Todesmärschen armenischer Frauen und Kinder, die zur Vernichtung in die syrische Wüste getrieben wurden. Sie waren im Kaiserreich tabu und wurden erst nach Kriegsende bekannt.  

In der Obersten Heeresleitung erkannte man frühzeitig, wie wichtig professionelle Fotografen für die Propaganda waren. Oberst Walter Nicolai, Chef des Geheimdienstes schrieb nach dem Krieg: „Die Heimat wollte (...) vom Leben und Erleben der Truppe im Felde wissen. Dies zu schildern war Aufgabe der Kriegsberichterstatter.“ (13) Zwar produzierten immer noch Kriegsmaler ihre Heldenbilder, aber „der Umfang der Schlachthandlung schloß (...) eine Darstellung ganzer Schlachten durch das Bild aus und beschränkte sich auf die Wiedergabe einzelner Szenen.“ Deshalb ließ Nicolai an der Ost- und Westfront „Kriegsberichterstatter-Quartiere“ einrichten. Auf deutscher Seite arbeiteten während des Krieges etwa 40 Frontfotografen. (14) Dabei unterlag das militärische Bildmaterial der Vorzensur, die durch die „Leitsätze für die Bildzensur“ geregelt wurden. Der Stuttgarter Fotograf Hans Hildenband war der einzige, der auf deutscher Seite in Farbe fotografierte. Er nutzte dazu dass, von den französischen Brüdern Lumière vor dem Krieg erfundene Verfahren mit autochromen Fotoplatten. (14 a)

Die Geschichte der Fotografie und des Films im Ersten Weltkrieg ist auch und gerade eine Geschichte der Fälschung und der Manipulation. Fachleute gehen heute davon aus, dass fast alle der angeblich authentischen Frontaufnahmen gestellt wurden. (15) 

Reproduktion von Mikroform. Original: Württembergische Landesbibliothek, Signatur: I 55
Für die Tageszeitungen bestand ein anderes Problem. Aufgrund der schlechten Papier- und Druckqualität konnten sie nicht mit Fotos arbeiten  Dies war nur den technisch besser ausgestatteten Wochenzeitungen und Illustrierten möglich. Zu Kriegsbeginn erschienen im Deutschen Reich zwanzig Illustrierte und zwölf illustrierte Beilagen von Tageszeitungen. (15a) Deshalb bestanden die Tageszeitungen zumeist aus Bleiwüsten’ und man behalf sich mit Zeichnungen.


Während des Krieges wurden erste Versuche mit Farbfotografie gemacht, allerdings benötigten sie lange Belichtungszeiten und die Objekte durften sich nicht bewegen. Momentaufnahmen vom Kriegsgeschehen waren somit nicht möglich, sie geben aber heute dem Ersten Weltkrieg wieder die Dimension Farbe zurück. Vor allem auf Seiten der Entente experimentierte man damit (16), aber auch deutsche Fotografen machten erste Versuche. (17)

Film


Die Erfindung, bewegte Bilder auf Rollfilm zu bannen, revolutionierte zur Jahrhundertwende das Sehen. Überall entstanden Kinos und es gibt die Geschichte von dem Kinopublikum, das panisch den Saal verließ, als ein Zug auf der Leinwand auf sie zuraste. Die suggestiven Möglichkeiten des neuen Mediums waren damals durchaus bekannt. In den Kinos liefen Wochenschauen, Propagandastreifen und Trickfilme, die zum Kauf von Kriegsanleihen aufriefen. Vor dem Krieg gingen wöchentlich etwa 1,5 Millionen Besucher in die rund 7500 Kinos im Deutschen Reich. Der Marktanteil deutscher Filme in den Spielstätten hatte vor dem Krieg bei weniger als einem Drittel gelegen, den Löwenanteil machten französische Produktionen aus. „Nach Ausbruch des Krieges wurden alle ausländischen (auch die amerikanischen) Filme verboten und das Kriegsministerium erlaubte nur patriotische und moralisch aufbauende Streifen.“ (18) Bereits zu Kriegsbeginn gab es erste Wochenschauen in den Kinos zu sehen: http://www.filmothek.bundesarchiv.de/search?q=&x=1&xf[]=Keywords&xo[]=EQUALS&xv[]=Erster+Weltkrieg Das Einfuhrverbot betraf zuerst Filme aus den Entente-Staaten, ab 1916 wurden alle ausländischen Filme in Deutschland verboten. (19) In den ersten Kriegsmonaten kam eine Flut ‚patriotischer’ Filme in die Lichtspielhäuser: „Auf dem Feld der Ehre“ oder „Wie Max das Eiserne Kreuz erwarb“. Bald sank aber das Publikumsinteresse, man wollte Ablenkung und die private Filmindustrie verlegte sich auf Unterhaltungsfilme. Es ging schließlich auch darum, mit Film an der Kinokasse weiterhin gutes Geld zu verdienen, was Nicolai noch nach dem Krieg ärgerte: “Störend waren die oft vorwiegend geschäftlichen Interessen.“ (20) 

Nachdem Hindenburg und Ludendorff im Sommer 1916 mit der dritten Obersten Heeresleitung (OHL) die Macht im Reich übernommen hatten, versuchte man die Filmproduktion zu zentralisieren. Im November 1916 gründete die Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes die „Militärische Film- und Fotostelle“. (21) Ende Januar 1917 vereinigte man dann im Bild- und Filmamt (Bufa) alle militärischen Film- und Presseabteilungen. Ihm unterstanden die Filmpropaganda, die Zensur sowie der nationale und internationale Filmvertrieb

Frontkino, Bundesarchiv, Bild 183-S35293

Von hier aus wurden die 900 Soldatenkinos versorgt und die BUFA ließ von eigenen Kamerateams Propagandafilme drehen und Kopien für die Kinos in einer eigenen Kopieranstalt herstellen.

Anfang Juli 1917 schrieb Ludendorff einen Brief an das Berliner Kriegsministerium, verfasst vom BUFA-Chef, Major Alexander Grau und dem Chef der Militärabteilung des Auswärtigen Amtes, Oberstleutnant Hans von Haeften. Darin wiesen sie auf die „überragende Macht des Bildes und des Films als Aufklärungs- und Beeinflussungsmittel“ hin. Der Feind habe hier bereits einen deutlichen Vorsprung erreicht, lautet ihre Warnung. Das bezog sich auch auf den internationalen Publikumserfolg des im Sommer 1916 gedrehten britischen Dokumentarfilms über die Somme-Offensive. Erst 1917 'antwortete' die deutsche Propaganda mit: „Bei unseren Helden an der Somme“. Beide Filme zeigen Beispiele der Manipultion und einige Aufnahmen tauchen heute noch als vermeintlich dokumentarisch in Fernsehsehndungen auf. Eine der bekanntesten Filmszenen zeigt etwa britische Soldaten, die aus einem Schützengraben zum Angriff steigen. Zwei Soldaten rutschen, anscheinend getroffen zurück, die anderen verschwinden im Nebel. Sehr beeindruckend - aber gestellt! 
Propagandabild, Bundesarchiv, Bild 104-0379

Im Brief an das Kriegsministerium verliehen Ludendorff uns seine Untergebenen dem Medium entscheidenden Einfluss: „Für die fernere Kriegsdauer wird der Film seine gewaltige Bedeutung als politisches wie militärisches Beeinflussungsmittel nicht verlieren.“ (22) Dabei hatte man vor allem die Arbeiter und 'kleinen Leute' im Visier: „Sie galt es von den Beschwernissen des Kriegsalltags abzulenken und zugleich zur weiteren Unterstützung des Krieges zu mobilisieren." (23) So wurden immer mehr Unterhaltungsfilme mit bekannten Leinwandstars gedreht, wie Henny Porten, Asta Nielsen, Paul Wegener und Ernst Lubitsch
Kino im besetzten Charleville, Bundesarchiv, N 1275 Bild 330

Bei Kriegsbeginn gab es im Reich eine Reihe unabhängiger Filmgesellschaften. Im April 1916 gründete sich die Deutsche Lichtbild Gesellschaft e. V. (DLG). Dahinter standen Teile der rheinischen Schwerindustrie, repräsentiert durch den Krupp-Manager Alfred Hugenberg. Die DLG wollte international für „Deutschlands Kultur, Wirtschaft und Fremdenverkehr“ werben. Intern sprach man aber imperailistischen Klartext, so Ludwig Klitzsch, später Geschäftsführer der DLG: „Es muß für uns gelten (...) die Waffen zu schmieden, die uns die Benutzung eines Platzes an der Sonne und Besitzergreifung von Neuland gestatten.“ (24) Die DLG hatte allerdings in Ludendorff einen mächtigen Gegner, er wollte dei verstaatlichte Filmindustrie. Die OHL reagierte verärgert auf die DLG-Gründung einer Balkan-Orient-Film-GmbH mit Büros in Sofia und Istanbul. 

Auch die Deutsche Bank und die mit ihr verbundenen Unternehmen beobachteten die Aktivitäten der DLG mit Misstrauen. Am 18.Dezember1917 wurde im Gebäude des Generalstabs in Berlin die Universum Film AG (UFA) gegründet. Die Deutsche Bank hielt dabei für das Reich Anteile und so wahrte die UFA den Schein eines nichtstaatlichen Unternehmens. Neben der Deutschen Bank beteiligten sich die AEG, die Reedereien Norddeutscher Lloyd und HAPAG sowie Robert Bosch und Henkel von Donnersmarck an den 25 Millionen Mark Gründungskapital. Insgeheim kamen davon 8 Millionen Goldmark vom Staat. Damit konnte sich die UFA zügig ihrer Konkkurrenten entledigen, indem sie sie aufkaufte (Nordisk-Film, Messter-Film, Maxim-, Gloria-, Meinert- und Oliver-Film). Ganz so einfach ließ sich die UFA aber durch die Militärs nicht steuern. Im letzten Kriegsjahr verlegte sich das Unternehmen immer mehr auf Unterhaltungsfilme, während weniger Propagandastreifen gedreht wurden. Ludendorff soll getobt haben, als ihm diese Pläne bekannt wurden. 

Bei der DLG kämpfte man weiter um die Autonomie, doch im Frühjahr 1918 übernahm die UFA den Vertrieb aller DLG-Filme. Für den internationalen Verleih wurde die gemeinsame Auslandsfilm GmbH gegründet. Faktisch entstand damit das angestrebte staatliche Filmmonopol, Die UFA rettete sich vom Kaiserreich in die Weimarer Republik. Als sie 1927 vor dem Bankrott stand - die Kosten für Fritz Langs "Metropolis" hatten sie ruiniert, witterte Hugenberg seine Chance zur Genugtuung. Er übernahm die UFA und gliederte sie seinem Medienkonzern ein. Lange konnte sich der Hitler-Förderer aber nicht freuen, kaum war dieser an der Macht, musste Hugenberg sein Medienimperium an Joseph Goebbels übergeben. 

Fernsehfilme zum Thema Propaganda im Ersten Weltkrieg:

www.youtube.com/watch?v=EBa2urYavi4  Französische Produktion ARTE
  www.youtube.com/watch?v=KyMb6etT5E8 ORF-Film in 3sat 

(1) Gewalt und Präzision, Technik und Wissenschaft im Krieg, Stefan Kaufmann - Neue Züricher Zeitung, 28.6.2014
(2) Jörn Leonhard, Die Büchse der Pandora, Beck Verlag 2014, S. 582
(3) Knut Hickethier, Geschichte des Deutschen Fernsehens, Metzler-Verlag, 1998, S. 16 ff
(4) ebenda
(6) Rundfunk in Deutschland, Band I, dtv, 1980, S. 34 f
(7) Peter Dahl: Radio – Sozialgeschichte des Rundfunks, rororo, 1983, S. 13 sowie Dahl: Arbeitersender und Volksempfänger, Syndikat, 1978, S. 14
(8) „Fastnacht der Hölle – der Erste Weltkrieg und die Sinne“ Ausstellung Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart
(9) Siehe Anmerkung 6
(9a) Ernst Pieper, Nacht über Europa, Propyläen, 2013, Seite 209 ff
(10) Die Zeit, Sonderheft Geschichte Erster Weltkrieg, „Bilder als Waffe“, 2014,  S. 63 ff.
(10 a) Siehe Anmerkung 9 a
(11) Thomas Weber, Hitlers erster Krieg, List, 2012, 
(12) Michael Jürgs, Der kleine Frieden im großen Krieg, Goldmann 2005
(13) Walter Nicolai: „Nachrichtenwesen und Aufklärung“ in: „Der Weltkampf um Ehre und Recht“, Hrsg. Generalleutnant Max Schwarte, 1921
(14) siehe Anmerkung 10
(14 a) Stuttgarter Zeitung, 11. Dezember 2014: "Der Weltenbrand in Farbe"
(15) siehe Anmerkung 10
(15a) Pieper, a.a.O. S. 210
(16) Aufnahmen siehe Hew Strachan, Der Erste Weltkrieg, C. Bertelsmann, 2003
(17) Siehe Anmerkung 8
(18) David Stevenson, Der Erste Weltkrieg, 2006 Artemis Verlag, S. 335
(19) http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt00/0004prok.htm, Luisenstädtischer Bildungsverein e.V. Berlin; 1991; Kurt Laser: Zentrum der Filmpropaganda
(20) siehe Anmerkung 13
(21) https://de.wikipedia.org/wiki/Bild-_und_Filmamt
(23) Oliver Janz, Der große Krieg, Campus, 2013, S. 229
(24) siehe Anmerkung 19

Sonntag, 17. August 2014

"Downton Abbey" - "Parade´s End" - Daily Soap gegen TV-Ereignis



Kürzlich vermeldete ein Online-Mediendienst, das ZDF werde die dritte Staffel von "Downton Abbey" während der Weihnachtszeit nur am Nachmittag ausstrahlen. Die Serie über eine britische Adelsfamilie und ihre Bediensteten zu Beginn des 20. Jahrhunderts soll dann nur Sonnabends um 13.35 Uhr laufen. Der Grund für diese Entscheidung habe an der schwachen Zuschauerresonanz der ersten beiden Staffeln gelegen, die Abends ausgestrahlt wurden. 

Die erste Staffel von "Downton Abbey" wurde 2010 für den britischen Privatsender ITV produziert und man merkt das der Serie leider auch an. An der Ausstattung wurde nicht gespart und die Schauspieler mühen sich, ihren blassen Figuren eigene Persönlichkeit zu geben. Die Qualität der Drehbücher kommt jedoch über eine genormten Soap-Opera nicht hinaus. Jede der knapp einstündigen Folgen versucht mit kurzen Spannungsbögen, mehreren Erzählsträngen und genormter Charaktere die Zuschauer zu halten. Mit dieser Methode arbeiten alle TV-Serien und das hat aus "Downton Abbey" nicht das erhoffte Fernsehereignis gemacht. Die Drehbücher wirken, wie mit der 'heißen Nadel' gestrickt. Beispiel: Kaum ist die Braut des gelähmt von der Front heimgekehrten Helden an der spanischen Grippe gestorben, kann er bald wieder laufen. Eben noch vom Verlust am Boden zerstört, wendet er sich bald wieder seiner alten Liebe zu. Die britische Geschichte zwischen 1912 und 1920 liefert nur die Kulisse für das altbekannte Soap-Genre. Differenzierte Figuren und abgründige Persönlichkeiten sucht man vergebens - Gute sind Gut und alle irgendwie tolerant. Sogar Maggie Smith bleibt mit ihrer Rolle als verschrobene Anhängerin des alten Adels letzlich immer liebenswert. Vielleicht sind diese Mängel eine Grund dafür, dass die Serie bei den Zuschauern nicht so besonders ankam. 

Allerdings muss ich zugeben, mit "Downton Abbey" ist es wie mit Fast-Food, man wird zwar nicht gut ernährt - fühlt sich aber für kurze Zeit gesättigt. Die Serie ist kurzweilig, berührt aber nicht...


"Upstairs-Downstairs" - "Das Haus am Eaton Place"


Die Macher von "Downton Abbey" haben sich ziemlich schamlos bei einem berühmten Vorgänger bedient, der Mitte der 1970er Jahre von der BBC produzierten Serie "Upstairs-Downstairs" ("Das Haus am Eaton Place"). Das ZDF zeigte 52 der 68 Folgen über das Leben der Adeligen und ihrer Bediensteten im Londoner Nobelviertel zwischen 1903-1930. Die Ehefrau des Hauptdarstellers geht mit der 'Titanic' unter und die Frau seines Sohnes stirbt an der spanischen Grippe. Bei "Downton Abbey" geht der Erbe des Adelsstitels in der ersten Folge auch mit diesem Schiff unter und die Braut des Kriegshelden stirbt an der Grippe. Die BBC-Serie nahm sich viel Zeit für Milieusschilderung und die brillianten Dialoge bieten Einblicke in die Denkvorstellungen dieser Epoche. Der in Ritualen und Stilfragen erstarrte britischen Adel hatte sein Gegenstück in den durch ihre Etikette verkrampften Dienstboten im Keller. "Das Haus am Eaton-Place" war bester Unterricht in Sozialgeschichte, daran haben die Macher von "Downton Abbey" aber kein Interesse.


"Parade´s end" - "Der letzte Gentleman"

Vielleicht könnte man heute mit der langatmigen Erzählweise des "Eaton Place" keinen Zuschauer mehr hinter dem PC hervorlocken - wirkt schon manchmal etwas betulich und statisch. Die BBC präsentierte aber 2012 in Koproduktion mit dem US-Abokanal HBO (Home Box Office), wie man das Thema modern inszenieren kann. "Parade´s End" lief bei BBC One und wurde letztes Jahr auf ARTE gezeigt. Die sechsteilige Miniserie hat Tom Stoppard geschrieben, er war für das Drehbuch von "Shakespeare in love" verantwortlich. Benedict Cumberbatch gelingt die grandiose Verkörperung des zwischen Dünkel und Trauer über den Niedergang der britischen Oberschicht lavierenden Christopher Tietjens. Er lässt sich von einer Lebedame ein Kind anhängen, verstößt sich zwar nicht, straft sie aber durch seinen Dünkel des britischen Gentleman. Er nervt sie darüber hinaus unendlich mit seinen Marotten - Wer will schon mit einem Mann frühstücken, der dabei die 'Encyclopaedia Britannica' auf Fehler durchsucht? Die Serie ist bei aller Ernsthaftigkeit voll schräger Enfälle und Gags und erinnert manchmal an Monty Python.

Nicht nur die vielschichtigen Charaktere und die geschliffenen Dialoge überzeugen. Die bizarren Persönlichkeiten berühren durch ihre gleichzeitige Einsamkeit. Die anspruchsvolle Regie, sowie Kamera und Schnitt geben der sechsteiligen Mini-Serie Spannung und Eleganz. Und sogar das Happy-End gelingt Stoppard auf eine ganz besondere Art. Er lässt den Helden nicht etwa desillusioniert im Schützengraben den Tod suchen. Christopher kehrt geläutert zurück und weiß jetzt, wie anachronistisch die Rituale seiner Klasse sind. Symbolisch verbrennt er das Holz des Baums, der Jahrhunderte lang vor dem Familienbesitz stand, im Kamin seiner Londoner Wohnung. Er beginnt ein neues Leben mit seiner wahren Liebe. Und seine Ex-Frau? Beim Ausritt mit dem einstigen Vorgesetzen und Onkel ihres Mannes fragt sie: "Wenn ich mich von Christopher scheiden lasse - Heiraten sie mich?" Der alte Mann fällt fast vom Pferd...shocking! 

Leider gilt für alle drei Serien: Deutsche Produktionen dieser Qualität gab und gibt es bei uns nicht - weder bei ARD und ZDF und schon gar nicht bei den Kommerzsendern.

Einspruch! "Rote Erde" , "Die Unverbesserlichen", "Theodor Chindler"  "Tadellöser und Wolff", "Die Bertinis" und: "Heimat" - Aber leider alles so lange her...  

 

Mittwoch, 13. August 2014

"A hard days night" - Danke Bayerischer Rundfunk!


Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen: Ich lobe den Bayerischen Rundfunk für sein Programm! Am 12. August strahlte das "Bayerische Fernsehen" um 22 Uhr den Beatles-Film: "A hard days night" aus. Diese 1964 in schwarz-weiß gedrehte Produktion des Regisseurs Richard Lester hat auch ein halbes Jahrhundert nach der Premiere nichts an Dynamik, Witz und Schwung verloren. Anno 1964 - dem Gründungsjahr des BR-Dritten hätten sich die Verantwortlichen allerdings eher entleibt und wären in die Isar gegangen, als so etwas 'Kulturoses' zu senden - So ändern sich die Zeiten....

Lesters Film begleitet die Beatles - vermeintlich dokumentarisch - auf einer Tournee. Neben ungestellten Aufnahmen der kreischenden Fans, gibt es viel Platz für skurrile Gags und Situationskomik. Der Film brilliert heute noch mit seiner Geschwindigkeit, rasanten Schnitten und Montagen sowie überraschenden Perspektiven. Niemals ist es einem deutschen Regisseur nach 1945 gelungen, eine ähnlichen Film bei uns auf eine Leinwand zu bringen. Und musikalisch reichte das 'Spektrum' in der Adenauer-Ära nur von Goebbels Alt-Ufa-Stars wie Marika Rökk über Schnulzensänger wie Freddy Quinn und Ronny bis zum Rock and Roll-Imitator Peter Kraus....

In "A hard days night" ließ Lester viel Platz für schräge Einfälle: In der Fernsehkantine warten die Beatles auf ihren Auftritt, neben ihnen sitzt ein Komparse in der Uniform der Nazi-Wehrmacht, den Arm in einer Schlinge voller Kunstblut. Er nimmt die Ketchup-Flasche, um sein Essen zu würzen, stutzt, schaut auf seinen Verband und kippt dann Tomatensauce darauf - einfach Genial! Man fühlt sich an Monty-Python erinnert - aber diese Truppe gründete sich erst 1969.

Und was bedeutet der Film für mich? Weiter www.1913familienalbum.blogspot.de